Mauritius - Erholung, Natur und Exotik im Indischen Ozean [von Maik]
Von Frankfurt aus haben wir Mauritius nach circa 11 Stunden bequem per Direktflug erreicht. Beliebt ist die Anreise auch über die Arabische Emirate mit einem Zwischenstopp in Dubai.
Die abgelegene Insel war bisher vor allem Honeymoonern und Wassersportfreunden ein Begriff und die Anzahl der Hotels recht überschaubar. In den letzten Jahren wurde die Erschließung für den Fremdenverkehr weiter vorangetrieben, jedoch mit Bedacht. Die Tourismusbranche stellt mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle für die kleine unabhängige Insel dar. Für Massentourismus will sie sich aber nicht öffnen. Die Genehmigung neuer Ressorts wird genau überprüft und 4 bis 5 Sternehäuser erhalten den Vorzug. Die touristischen Zentren der Insel liegen im Norden um die kleinen, malerischen Buchten von Grand Baie und an den endlos langen Sandstränden im Westen bei Flic en Flac. Im Norden und Westen ist das Wetter ganzjährig zuverlässig sonnig und trocken bei Temperaturen um die 25 bis 30 Grad. In den äußersten Südwesten auf die Halbinsel Le Morne zieht es vor allem zahlreiche Surfer und Kiter. Windbedingungen und Strömungsverhältnisse sind hier optimal. Allein schon das Zuschauen macht riesig viel Spaß und man hat das Gefühl plötzlich in Südkalifornien zu sein: internationales Publikum, viele Sunnyboys und mindestens ebenso viele Pickups, die wild in den Dünen parken.
Egal für welchen Urlaubsort man sich auch entscheidet, alle Sehenswürdigkeiten sind von jedem Punkt der Insel aus als Tagesausflug erreichbar. Unsere persönlichen Highlights waren die Ile aux Cerfs, eine traumhafte Badeinsel vor der Ostküste, das sehr grüne und bergige Hochland im Süden mit dem Black River Gorges National Park, den Coloured Earth und den Chamarel Falls sowie der La Vanille Crocodile Park, eine als Tierpark zugängliche Zuchtstation für Krokodile und die vom Aussterben bedrohten Riesenlandschildkröten. Vor Ankunft der ersten Seefahrer besiedelten die friedlichen Riesen zu tausenden die Insel, waren für den Menschen aber leichte Beute und wurden auf Mauritius zwischenzeitlich komplett ausgerottet. Der heutige Bestand und die Zuchtbemühungen beruhen auf einigen wenigen Exemplaren, die auf der Seychelleninsel Aldabra überlebt haben. Der Tierpark lässt Besuchern freien Zutritt in die Gehege der Riesenschildkröten, so dass man sie auch streicheln oder mit Zuckerrohrstangen füttern kann. Von dem viel gelobten Botanischen Garten in Pamplemousses waren wir hingegen ein wenig enttäuscht. Den Besuch kann man sich bei der nächsten Reise getrost sparen.
Die offizielle Amtssprache auf Mauritius ist Englisch. Sehr gut dachten wir, reicht unser Schulfranzösisch doch gerade noch für ein klägliches Bonjour. Das war aber weit gefehlt. Die Einheimischen sprechen untereinander hauptsächlich Französisch, Kreol und verschiedene Dialekte ihrer Ursprungsländer. Bedingt durch seine Geschichte erlebte das kleine Eiland zahlreiche Einwanderungswellen und ist heute ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen und Religionen. Inder, Moslime, Schwarzafrikaner, Kreolen, Chinesen und Weiße leben auf engstem Raum in einem der am dichtesten besiedelten Länder der Erde friedlich zusammen. Die Toleranz beeindruckt und fasziniert zugleich, sieht man doch an jeder Straßenecke die verschiedensten Gotteshäuser. Die indische Kultur dominiert dabei, da mehr als die Hälfte der Mauritier vom indischen Subkontinent stammt. Viele Frauen tragen täglich ihre farbenfrohen Saris und bestücken die zahlreichen kleinen und großen Tempel mit Opfergaben. Auf der Insel befindet sich auch eine der bedeutendsten hinduistischen Pilgerstätten außerhalb Indiens, das Grand Bassin, ein kleiner Kratersee inmitten eines erloschenen Vulkans. Der Legende nach hat Shiva, der Gott der Schöpfung, auf seinem Weg zum Ganges hier ein paar Tropfen des Heiligen Wassers verschüttet. Der Toleranz der Hindus ist es zu verdanken, dass die bunte Pilgerstätte, die jährlich im Februar und März mehr als Hunderttausend Gläubige anzieht, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes darstellt.
Eine weitere Überraschung war der Linksverkehr, eine Hinterlassenschaft der britischen Eroberer. Das hinderte uns aber nicht daran einen Mietwagen zu nehmen und mit vielen anderen Touristen und Einheimischen täglich im Stau zu stehen. Die wenigen Straßen der Insel sind in der Regel gut ausgebaut, aber häufig überfüllt. Neben den Autos tummeln sich zahlreiche Linienbusse, Mopeds und alles was einigermaßen fahrtauglich ist auf den Straßen. Insbesondere für kürzere Strecken und den Ausflug in die Inselhauptstadt Port Louis sind wir schnell auf den Linienbus umgestiegen. Die Fahrten in den bunt bemalten, klapprigen und rußenden Gefährten sind sehr billig und bieten die Möglichkeit Land und Leute ausgiebig zu beobachten. Das Busnetz ist gut ausgebaut, auch wenn an den Haltestellen keine Fahrpläne hängen. Die Richtung kann man notfalls beim Schaffner erfragen. Der kommt auch nach jeder Haltestellte herum und sammelt die Münzen ein. Touristen mit großen Geldscheinen sind bei ihm nicht beliebt.
Die Inselhauptstadt lockt die Besucher weniger wegen ihrer zahlreichen Sehenswürdigkeiten als vielmehr mit ihrem leicht exotisch-indischen Großstadtflair. Der Straßenverkehr zur Rush-Hour ist für europäische Verhältnisse recht chaotisch und man staunt über das Gewusel aus Fußgängern, Mopedfahrern, fliegenden Händlern und kleinen Marktständen. Gut festhalten sollte man seine Tasche vor allem beim Besuch des Zentralmarktes, dem Höhepunkt eines jeden Stadtbummels. Das Marktgeschrei, die exotischen Gerüche und die emsige Betriebsamkeit lassen einen in einer anderen Welt versinken. Zum Schluß sollte man auch einen Besuch im Blue Penny Museum mit der berühmten Blauen Mauritius nicht verpassen. Der gehört zu einem Urlaub auf Mauritius einfach dazu.
Maik