Madeira - mein Urlaub [von Desire]
Wir haben schon viel von der Insel gehört, aber irgendwie haben wir es nie bis zu einer Reisebuchung geschafft. Das sollte sich in diesem Urlaub nun ändern. Madeira heißt das Ziel auf unserem Wunschzettel, den wir in das Lastminute Reisebüro tragen. Wir möchten ein paar Euro einsparen und wählen immer wieder gern diese Buchungsvariante. Auch dieses Mal haben wir wieder Glück, werden nett bedient und reservieren für verhältnismäßig wenig Geld eine Pauschalreise und einen Mietwagen, um die Insel näher kennenzulernen.
Gut ausgestattet mit Reiseführer, Wandergepäck und Badesachen sitzen wir schon drei Wochen später im Flieger. Nun kann der Urlaub beginnen. Der Flug dauert etwa sechs Stunden. Gelandet wird auf einem der spektakulärsten Landebahnen der Welt. Zum Glück sehen wir sie erst auf einer unserer Rundfahrten. Sie ist auf Pfeilern errichtet und erscheint wie eine riesige Brückenkonstruktion direkt am Meer. Dazu muss man wissen, dass Madeira eine sehr felsige Insel ist. Hier gibt es kaum eine gerade Fläche. Die Häuser sind unmittelbar in die Berge gebaut. Schon im Landeanflug können wir als Wanderfreunde erkennen, dass es viele interessante Touren für uns geben wird. Wir freuen uns schon auf die Levadas und das Blumenmeer. Das war auch ein Hauptgrund, uns gerade jetzt, im Mai für dieses Reiseziel entschieden zu haben. Madeira ist ja als Blumeninsel bekannt. Wir freuen uns wahnsinnig auf das Grün, auf Strelitzien, Hortensien und all die Blütenpracht.
Das Hotel haben wir unmittelbar am Stadtrand von Funchal gewählt. So sind wir nicht mitten im Trubel und können trotzdem die Vorteile der Inselhauptstadt genießen. Das Eiland gehört übrigens den Portugiesen. Zunächst genießen wir den Rest des Tages am Hotelpool und genießen die Erholung mit direktem Blick auf das Meer. Am nächsten Morgen wird uns der Mietwagen zur Rezeption gebracht. Eine Woche lang können wir nun die Insel unsicher machen, uns die verträumten Dörfer im Landesinneren anschauen, zu den Ausgangspunkten unserer Rundwanderungen fahren und am Abend zum Nachtleben in das Stadtzentrum fahren. Zwar haben die Madeirer auch ein gut ausgebautes Busnetz, aber wir wollen uns unabhängig von Fahrplänen und ohne zeitlichen Druck erholen. Zunächst lernen wir Funchal kennen. Auch diese Stadt liegt mitten am felsigen Ufer des Atlantischen Ozeans. Über die langgestreckte Promenade mit Blick auf die Kreuzfahrtschiffe lässt es sich herrlich flanieren. Mit der Seilbahn fahren wir nach Monte, einem Ort oberhalb der Hauptstadt mit einem fantastischen Botanischen Garten und der Grabstätte der letzten österreichisch-ungarischen Kaisers. Hier warten nach einem ausgiebigen Spaziergang schon die Korbschlittenfahrer und rasen mit uns auf einer atemberaubenden Tour durch die engen Gassen bis hinunter nach Funchal. Sie sind in traditionellen Kostümen gekleidet, versprühen gute Laune, Singen und schieben unseren Schlitten mit viel Kraft und Geschick die steilen Straßen hinab – ein Mordsgaudi.
Die nächsten Tage sind geprägt von vielen Wanderungen in der Natur. Von maurischen Sklaven wurden vor 300 Jahren Wege zur Wasserversorgung der Insel angelegt. Aus den Bergen hinab wurden kleine Wasserkanäle gebaut, die quer über die Insel verlegt wurden. Sie versorgen noch heute die Bevölkerung mit Wasser für ihre Haushalte und Gärten. Entlang diesen Levadas gibt es schmale Wege. Auf denen kann man wunderbar das ursprüngliche Madeira kennenlernen. Man kommt in die entlegensten Regionen und kann hautnah am Landleben der Bauern teilhaben. Von den Berghängen und Steilküsten werfen wir ausgiebige Blicke auf die malerischen und gigantischen Naturschönheiten. Nicht umsonst sind einige Landstriche der Insel von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt worden. Unterwegs rasten wir in urigen Restaurants, die landestypische Speisen anbieten. Zweimal haben wir das Glück, an Forellenzuchtanlagen vorbeizuwandern. Da bietet es sich natürlich an, einzukehren und uns an frischem Fisch satt zu essen. Gern nehmen wir die Einladung des Wirtes an, mit einem Glas Poncha auf eine heile Rückwanderung anzustoßen. Der Poncha ist so was wie ein Nationalgetränk der Insel, hergestellt aus Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft. Es ist ein leckeres Schnäpschen, den man unbedingt kosten sollte. Allerdings ist er natürlich längst nicht so bekannt, wie der Madeirawein.
Auf unseren Wegen sind wir ziemlich allein. Das lässt uns die Ruhe so richtig genießen. Nun sind wir keine Botaniker, aber die Farne und die Vielzahl an Blüten verzückt unsere Augen. Zum Glück gewöhnen wir uns nicht nach wenigen Tagen an diesen Anblick und bleiben auf unseren Wanderungen bis zum Schluss immer wieder staunend stehen.
Am vorletzten Tag haben wir geplant, den höchsten Berg der Insel zu erklimmen. Der Pico Ruivo ragt mit seinen stolzen 1.862 Metern Höhe über seine etwas kleineren Felsbrüder. Er möchte gern morgens erklommen werden, denn mittags hüllt er sich meist in Wolken. Also stellen wir uns in diesem Urlaub das erste Mal den Wecker, frühstücken ganz ungewöhnlich zeitig und reichlich und starten zu unserem großen Erlebnis. Bis zum Wanderweg muss man noch gut eine Stunde mit dem Auto fahren. Die letzten Kilometer geht es auf einer verschlungenen schmalen Felsstraße in Serpentinen noch nach oben. Das allein ist schon Adrenalin pur, wie soll dann noch die Wanderung werden? Es ist erstaunlich kühl und sehr windig. Zwar ziehen einige Wolken am Himmel, aber der Gipfel ist deutlich zu sehen. Hier sind wir auch gar nicht mehr so allein. Es gibt viele Wanderfreunde, die sich nun mit leichtem Gepäck auf den Weg machen. Allerdings treffen wir nach geraumer Zeit immer wieder Leute, die schon auf dem Rückweg sind. Mit schlechtem Gewissen stapfen wir weiter und fragen uns, ob wir denn noch immer zu lange geschlafen haben? Das kann doch nicht sein... Glücklicherweise hören wir plötzlich deutsche Gespräche und erfahren bedauerlicherweise, dass der weitere Weg in den nächsten drei Stunden wegen Sprengarbeiten gesperrt ist. So was kann passieren. Es hat wohl wenig Sinn, hier in der Kälte zu warten. Also nutzen wir die Gunst der frühen Stunde und erkunden den nördlichen Teil der Insel. Dafür muss man über den Gebirgspass, der zugleich auch die Grenze zwischen dem gewohnten subtropischen Klima und der eher windigen und regnerischen Nordhälfte bildet. In Santana finden wir das nächste Postkartenmotiv wieder. Kleine rot angestrichene Bauernkaten mit traditionellen Strohdächern warten auf uns und natürlich posieren auch wir vor ihnen für unsere Urlaubsfotos. Leider sind nur noch wenige dieser alten Häuschen bewohnt. Sie werden aber liebevoll zur Erinnerung an alte und wohl auch ziemlich ärmliche Tage gepflegt.
Den letzten Tag verbringen wir noch einmal am Strand. Dieser ist künstlich aufgeschüttet. Denn zum einen hat die Südseite der Insel zwar angenehmes Baderwetter, aber fast ausschließlich Steilküste und nur steinige schmalste Küstenstreifen. Da ist man also gut beraten, wenn man bei der Buchung des Hotels Wert auf einen schönen Pool legt. Zum Glück wurden wir da im Vorfeld schon vorbereitet. Nach einer angenehmen Woche ist die Reise vorbei und wir nehmen Abschied. Aber wir werden wiederkommen, denn der Pico Ruivo wartet noch auf uns.