Lanzarote - mein Urlaub [von Johanna]
Nach den ersten Jahren im Leben meiner Tochter, die wir auch in den Ferien zumeist Zuhause verbracht hatten, um dem Kind die nötige Nestwärme angedeihen zu lassen, war in ihrem fünften Lebensjahr nun endlich eine ausgiebige Reise in ein fernes Land für uns geplant. Wir freuten uns seit Wochen – das Kind auf ein Abenteuer in Gefilde, die ihr bis dato unbekannt waren und ich auf eine Reise, Urlaub! Die Seele baumeln lassen, Sonnen und warmer Wind auf meiner Haut! Fremde Kulturen, Licht und einen fernen, sehr weit entfernten Ort. Das ist Urlaub für mich. Eine Reise in wärmere Regionen, exotische Speisen, entspannte Menschen und tagelange Muße.
Mit Kind bietet sich eine Lastminute Reise nicht so sehr an. Die Spontaneität, die in einem Lastminute Unterfangen liegt, bedeutet für junge Familien zumeist nur Zusatzstress, der im Urlaub nicht gut zu gebrauchen ist. Somit entschieden wir uns gegen einen Lastminute Trip, obwohl ich in meiner Studentenzeit diese Art zu Reisen am meisten geliebt habe. Aber Urlaub muss Urlaub bleiben und schließlich war ich ja auch älter geworden. Das Reiseziel stand sofort fest: Lanzarote! Fern ab von allem europäischen Winterklima und dennoch keinerlei gesundheitliches Risiko für den fünfjährigen Spross. Wir buchten Flug, Hotel, Apartment mit Meerblick, unmittelbare Nähe zum Strand, großer Pool, Essen vom allerfeinsten und zahlreiche komfortable Ausflugsangebote. Ein Rundumsorglospaket für die ganze Kleinfamilie. Die Zeit war herrlich! Wir ließen es uns rund um die Uhr gut gehen: Stundenlanges Frühstück, entspannte Stunden am Pool, lange Strandspaziergänge, Ausflüge, bei denen man sich um nichts wirklich gar nichts selbst kümmern musste. Das Essen war hervorragend. Die lanzarotinische Küche ist ein echter Genuss und mundete mir ebenso wie meinem Kind allerbest. Das südländische Klima verschaffte uns eine Atempause von dem strengen norddeutschen Winter und meine kleine nahm sogar tägliche Bäder in der tosenden Brandung an der lanzarotinischen Küste.
Es war ein Genuss. Schnell war klar, dass wir diesen Urlaub gerne verlängern wollten. Wir blieben also insgesamt zwei Wochen und genossen sämtliche Ausflüge, die das Hotel zu bieten hatte, lernten aber auch die unmittelbare Umgebung gut kennen. Wir machten Shoppingtouren an der belebten Strandpromenade, ausgiebige Tobe- und Spielnachmittage am stürmischen Strand, Lese- und Spielnachmittage auf unserem windgeschützten herrlichen Balkon und wir lernten haufenweise Rentner kennen, die darauf brannten ein bisschen Zeit mit meiner Tochter zu verbringen und kurz auf sie zu achten, wenn ich was zu besorgen hatte oder sich einfach erkundigten, wie unser Tag verlaufen war. Lena war das einzige Kind in der Hotelanlage, da wir die günstigeren Reisen außerhalb der Ferienzeiten gebucht hatten solange sie noch nicht in der Schule war. Das hatte neben älteren Herrschaften, für die ein Kind im Speisesaal eine echte Bereicherung zu sein schien, viele weitere sehr erfreuliche Nebeneffekte.
Lena lernte auf unserer Reise insbesondere den hoteleigenen Animateur näher kennen. Der junge Mann aus England betonte nachhaltig, dass er sowohl Englisch als auch Französisch und Deutsch sehr gut sprechen würde. Ich nehme an, das war eine wichtige Voraussetzung, damit er diesen lukrativen Job bekommen konnte. Mit der Verständigung auf Deutsch war es jedoch nicht so gut bestellt. Insbesondere die eigenwilligen Erklärungen und Redewendungen einer Fünfjährigen waren dem jungen Mann ein tägliches Rätsel. Jedoch stellte das für keinen der beiden ein Problem dar. Er wirkte durch die Auseinandersetzung mit dem Kind permanent beschäftigt und meine Tochter war begeistert, einen jungen Mann ganz zu ihrer alleinigen Unterhaltung in Beschlag nehmen zu können, während ich mich zehn Meter weiter ganz meinen Büchern widmen konnte.
Ja, in diesem Urlaub sind wirklich nichts und niemand zu kurz gekommen. Das Personal, die Zimmer, die Küche, das Ambiente, die Mitreisenden, alles war perfekt und wir hatten eine sehr glückliche Zeit.
Besonders schön waren die kulinarischen Ausflüge quer über die Insel, die durch die spezielle einheimisch Küche und ausgiebige Weinproben überzeugten. Darüber hinaus hatten wir hervorragende Fremdenführer, die mit viel Temperament und Liebe über die Insel und ihre Eigenheiten berichteten.
Auch eine Bustour durch die Vulkanlandschaften dieser einzigartigen Insel hat mich sehr beeindruckt. Mit facettenreichen Erläuterungen zu den geologischen Besonderheiten der Vulkaninsel und ihrer speziellen Geschichte überzeugte diese Tour. Ich wäre sehr neugierig gewesen mehr von der Stimmung dieses Vulkangebietes zu erfahren. Dafür hätten wir jedoch Wanderungen durch die zum Teil brütend heißen Vulkanlandschaften machen müssen. Das ist selbstredend mit einem so kleinen Kind noch nicht möglich. Dieses Unterfangen haben wir uns für später aufgespart. Fürs Erste musste ich mit den flammenden Geschichten kinderloser Hotelgäste vorlieb nehmen, die abends von ihren kräftezehrenden aber spannenden Touren zurückkehrten. Wanderungen durch die Vulkanlandschaften auf Lanzerote sind etwas ganz besonderes. Denn die vegetationsarme Steinlandschaft bietet besondere meditative Momente, die sich in anderen europäischen Regionen so nicht finden lassen.
Es war eine ungeheuerliche Erfahrung die bizarren Steinformationen aus nächster Nähe zu betrachten. An vielen Stellen der Insel brodelt die Lava unter den Gesteinsmassen und ist durch die Hitze der oberen Sandschichten direkt wahrnehmbar. Für Zugereiste ist das ein faszinierendes Erlebnis. Oft habe ich mir in Erinnerung rufen müssen, dass die Geologen der Insel, die Lage unter Kontrolle haben und einen Ausbruch der Lava ausschließen können.
Ein Ausflug der ganz anderen Art führte uns direkt in das kühle Meer. Mit dem Unterseeboot auf den Meeresgrund fahren insbesondere gerne Kinder. Meine Tochter war sehr begeistert von den technischen Möglichkeiten. Wobei auch die Vegetation unter Wasser sehr spärlich ist, so dass extra ein Taucher mitschwimmen muss, um ein paar Fische anzulocken. Aber auch das war für die Kinder ein fabelhaftes Erlebnis. Meine Tochter redet heute noch von unserer Reise im Unterseeboot.
Außerdem haben wir einen Kamelritt durch die hügeligen Landschaften Lanzerotes unternommen. Die Tiere fühlen sich in dieser heißen und steinigen Region natürlich wie zu Hause und sind eine besondere Touristenattraktion. Auch unser Kamelritt ist uns bis heute in guter Erinnerung.
Abends wenn meine Kleine müde und glücklich ins Bett gesunken ist, habe ich ihr noch eine kleine Geschichte vorgelesen, von der sie meist das Ende gar nicht mehr gehört hat, weil sie zufrieden eingeschlafen war. Ich hingegen war gut erholt von den vielen Stunden am Pool, die ich entspannt lesen konnte. Mit einem Glas spanischen Wein konnte ich den herrlichen Ausblick genießen und zusammen mit einer Zimmernachbarin oder allein den herrlichen Abend genießen. Wir hatten durchgehend fabelhaftes Wetter und endlose laue Abendstunden.
Wichtig ist eine große Menge Sonnenschutzcreme und viele Sommersachen aus dem kalten Deutschland mitzunehmen. Der von uns gewählte Reisemonat März hat sich als ideal erwiesen. Es war sehr warm aber niemals zu heiß. Am besten waren wir beraten wenn wir die Mittagshitze gemieden haben, aber zu den übrigen Tageszeiten konnten wir uns immer draußen aufhalten.
Ich werde auf jeden Fall wieder nach Lanzerote fliegen und hoffe sehr, dass meine Tochter und ich dann die Vulkanwanderungen mitmachen werden.