Malta - Mein Urlaub [von Marion]

Urlaub in MaltaAnfang Juni hatten wir ein Urlaubspaket gebucht, das uns für 10 Tage aus unserem Alltag entführen sollte. Eigentlich wussten wir nichts von Malta, aber es lag am Meer und war warm, mehr wollten wir ersteinmal gar nicht.

Wir flogen früh von Berlin-Schönefeld los, ladeten nach zwei Stunden Flug am Airport von Valetta, Maltas Hauptstadt. Ein Bus brachte uns in ein Hotel in dem Küstenort Bugibba. Keine unbedingt exklusive Unterkunft, aber annehmbar - und wir hatten sowieso beschlossen, uns nicht an den organisierten Gruppenunternehmungen zu beteiligen, sondern die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Nachdem wir ein wenig Schlaf nachgeholt hatten, gingen wir erst einmal zum Strand, der auf Malta eher felsig ist, nur an wenigen Stellen gibt es größere Sandbuchten, die deshalb meistens überlaufen sind. Wir erkoren ein besonders schönes Plätzchen zu "unserem Felsen" und picknickten dort das landestypische Feigengebäck, während uns ein paar Eidechsen, die sich ebenfalls sonnten, dabei zusahen. Allein schon das intensive Blau des Atlantiks und die milde Abendluft reichte uns, um am ersten Urlaubstag glücklich zu sein.

Einer unserer ersten Ausflüge - denn Bugibba ist trotz allem eine Touristenburg mit relativ wenig Charme - führte uns in die alte Stadt Mdina. Riesige Stadtmauern, barocke Straßenzüge, blühende Oleander und die seltsame Mischung von christlicher und orientalischer Kultur und Baukunst faszinierten uns. Die Prachtbauten der Malteser, kleine sonnenbeschienene Plätze mit Cafés und ein absolut wolkenloser Himmel machten diesen Ausflug unvergesslich. Die Vorliebe der Malteser für die Verzierung ihrer Fassaden mit unzähligen Glühbirnchen amüsierte uns. Die engen Gässchen erinnerten uns ein wenig an Italien, die maurischen Ornamente an den Simsen der Gebäude ließen uns gleichzeitig an Marokko denken, im Abendlicht glühte der überall vorherrschende Marmor. Auf der relativ hoch gelegenen Stadtmauer setzten wir uns mit ein wenig Gebäck und Früchten hin und genossen den Ausblick über die Insel, am Horizont lag Valetta, eine weiße Stadt, deren am Reißbrett geplante, rechtwinklig angelegte Straßenzüge selbst aus dieser Entfernung als parallele Linien zu sehen waren, die die weiße Häuserfläche wie ein Gitter durchzogen. Ringsum trockenes Land, Weinberge, karge Pflanzungen. Mit einem der historischen, grellgelb und orange bemalten Busse aus alten britischen Kolonialzeiten, die hier generell für den Busverkehr eingesetzt werden, fuhren wir wieder Richtung Hotel.

Zwei Tage später machten wir uns auf zur Blue Grotto - neben dem Maltesischen ist Englisch immer noch die offizielle Sprache, das erleichtert dem Touristen so einiges. In einer engen Felsenbucht lagen eine Reihe der typischen, bunt lackierten und mit einem Paar Augen am Bug versehenen Fischerboote. Ein sonnengegerbter alter Malteser wies uns einen Platz zu und dann fuhren wir hinaus aufs offene Meer. Der Atlantik ist deutlich rauer als das zahme Mittelmeer, aber bevor die Wellen zu stark wurden, drehte das Boot bei und fuhr auf die Felsenküste zu. Hier hat das Meer bizarre Buchten, Felsentore und Säulen ausgewaschen - und eben auch die Blaue Grotte. Im Halbdunkel und umgeben vom Dieselgeruch des Bootes schienen wir plötzlich im Azurblau zu schweben. Der Sandboden der Grotte reflektierte das Sonnenlicht im strahlendsten Lichtblau.

Nicht weit entfernt von der blauen Grotte befindet sich die urzeitliche Kultstätte Hagar Quim. Diese sonnengleißende Ansammlung riesiger Steinquader, die zu Toren und Wällen getürmt lagen, kam uns sehr eindrucksvoll vor. Überreste eines alten Tempels, Säulen, eine Kammer, in der ein Orakel in magischen Dämpfen durch eine Öffnung mit den Priestern sprach, die Sonne brannte und schließlich entschlossen wir uns, an der Küste entlang bis zum nächsten Ort zu wandern. In der Hitze duftete es überall nach wildem Thymian, von hoch oben sah man auf das Meer, wir waren auf dem Weg zu den Dingli Cliffs. Hin und wieder stießen wir auf Bunkeranlagen, Malta war auch militärisch immer ein umkämpfter, lange Zeit uneinnehmbarer Ort gewesen.

Als wir am folgenden Tag nach einem reichhaltigen Frühstück beschlossen, doch an der im Inklusiv-Angebot enthaltenen Hafenrundfahrt im Hafen von Valetta teilzunehmen, sahen wir unter anderem auch die Wahrzeichen der Militärgeschichte von Valetta: Fort St. Elmo, eine zum Meer hin martialisch wirkende Fortanlage mit Schießscharten und dicken, abweisenden Mauern. Im Grand Harbour säumten die rostigen Hafenanlagen zum Ent- und Beladen der großen Überseeschiffe das hellblaue Hafenbecken, dann kam die Sicht auf Valetta in den Blick, Palmen, Kuppeln, Türme, ineinander verschachtelte Fassaden und zum Meer hin das berühmte kleine Türmchen mit großen Augen und Ohren - der Ausguck der Insel.
Am Nachmittag schoben wir den Besuch der Hauptstadt noch etwas auf und fuhren - wieder in einem dieser hübschen Busse - nach Marsaxlokk, einem alten, stimmungsvollen Fischerort, in dessen Bucht mit dem relativ großen Hafenbecken ein Meer von bunten Booten vertäut lag. Und alle trugen am Bug dieses magische Paar Augen. Nach ein paar Stunden an einem kleinen, erdigen Strand mit Blick auf den Hafen trotteten wir im Abendlicht zurück auf die Marmormole und setzten uns in eins der vielen kleinen Restaurants, in denen fangfrischer Fisch angeboten wird. Auf der Rückfahrt sahen wir, wie in der Dämmerung langsam die zahllosen Glühbirnen an den Kirchen angingen und die Heiligenscheine der Madonnenbilder in den Mauernischen anfingen elektrisch zu leuchten - ein malerischer, südlicher Katholizismus. Da wir selbst nicht motorisiert waren, konnten wir leider nie an einer der im Reiseführer gepriesenen Fiestas teilnehmen, wir sahen nur manchmal die mit Girlanden geschmückten kleinen Städtchen, in denen sich die Bewohner gerade auf eine solche Festnacht vorbereiteten.

Schließlich zog es uns doch noch nach Valetta. Wir spazierten durch die menschenüberfüllte Innenstadt, sahen in die hier weit verbreiteten Bingosäle, in denen die Einheimischen halbe Tage zu verbringen schienen. Und natürlich besichtigen wir die riesige St. John's Co-Cathedral und das Museum für Frühgeschichte. In den Upper Barracca Gardens über der Stadt verbrachten wir unter rosa blühenden Oleandern den Abend mit Blick über das Meer und die Gassen und Dächer.
Auf römische Spuren stießen wir in der Stadt Rabat. Eine alte Villa Romana war hier zum Museum aufbereitet worden, weiter im Stadtinneren besuchten wir die römischen Katakomben, waren aber froh, als wir dem Totenreich endlich wieder entstiegen waren.

Am letzten Tag besuchten wir die Nachbarinsel Gozo, Strandurlaub und eine Melone an der Blauen Lagune, in deren Azur man wunderbar baden kann!